Chancenkarte: Dein vollständiger Leitfaden

Du sitzt in der deutschen Botschaft. Der Beamte blättert durch deine Unterlagen, prüft deinen Anerkennungsbescheid, dein übersetztes Diplom, dein Sprachzertifikat. Ein kurzes Nicken, dann der Stempel im Pass. Dein Visum ist genehmigt, und in wenigen Wochen stehst du in Deutschland, bereit für Vorstellungsgespräche und neue Chancen. Das ist genau das, was die Chancenkarte möglich macht.

  • Du erfährst, wie das Punktesystem funktioniert und ob du genug Punkte hast
  • Du siehst genau, welche Dokumente du brauchst und wie sie übersetzt werden müssen
  • Du kennst den kompletten Ablauf von der Vorbereitung bis zur Einreise
  • Du vermeidest die häufigsten Fehler, die zur Ablehnung führen
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Das brauchst du für die Chancenkarte

  1. Mindestens 6 Punkte im Punktesystem
  2. Anerkannter Abschluss (mindestens 2 Jahre Berufsausbildung oder Hochschulabschluss)
  3. Beglaubigte Übersetzung deines Diploms oder Zeugnisses
  4. Beglaubigte Übersetzung deines Sprachnachweises (Deutsch oder Englisch)
  5. Nachweis über Lebensunterhalt (mindestens 1.027 € pro Monat, etwa 12.324 € für 12 Monate)
  6. Valid passport
  7. Krankenversicherung für Deutschland
  8. Optional: Beglaubigte Übersetzung von Arbeitszeugnissen (für Berufserfahrungs-Punkte)

Hinweis: Alle ausländischen Dokumente müssen von einem vereidigten Übersetzer ins Deutsche übersetzt werden. Die deutschen Behörden akzeptieren nur beglaubigte Übersetzungen mit Stempel und Unterschrift.

Die Chancenkarte: Dein Weg zum deutschen Arbeitsmarkt

Die Chancenkarte (auch "Opportunity Card" oder "Job Search Visa" genannt) ist seit Juni 2024 in Kraft. Sie ist Teil des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes und ermöglicht es qualifizierten Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern, bis zu 12 Monate nach einem Job in Deutschland zu suchen. Das Besondere: Du brauchst keinen Arbeitsvertrag, bevor du einreist. Du kannst vor Ort nach Arbeit suchen, Vorstellungsgespräche führen und Kontakte knüpfen.

Während der 12 Monate darfst du:

  • Probearbeiten (bis zu 2 Wochen bei verschiedenen Arbeitgebern)
  • Nebenjobs annehmen (bis zu 20 Stunden pro Woche oder 1.000 Stunden pro Jahr)
  • An Vorstellungsgesprächen teilnehmen
  • Netzwerken und Kontakte aufbauen

Sobald du einen Arbeitsvertrag unterschrieben hast, wechselst du direkt in eine reguläre Aufenthaltserlaubnis zur Beschäftigung. Du musst Deutschland dafür nicht verlassen.

Gemäß § 20a Aufenthaltsgesetz (AufenthG) können Ausländer mit ausreichender Qualifikation und mindestens 6 Punkten im Auswahlsystem eine Aufenthaltserlaubnis zur Suche eines Arbeitsplatzes erhalten. Quelle: gesetze-im-internet.de

So sammelst du die 6 Punkte für die Chancenkarte

Die Chancenkarte funktioniert mit einem Punktesystem. Du brauchst mindestens 6 Punkte, um dich zu qualifizieren. Hier ist, wie du Punkte sammelst:

Qualifikation (maximal 4 Punkte)

  • Anerkannter ausländischer Hochschulabschluss = 3 Punkte
  • Anerkannte mindestens zweijährige Berufsausbildung = 2 Punkte
  • Hochschulabschluss im Herkunftsland, der in Deutschland nicht anerkannt wird = 1 Punkt
Tipp: Die Anerkennung deines Abschlusses musst du bei der zuständigen Anerkennungsstelle in Deutschland beantragen. Das dauert mehrere Wochen, also starte früh genug. Du brauchst dafür eine beglaubigte Übersetzung deines Diploms.

Berufserfahrung (maximal 2 Punkte)

  • Mindestens 5 Jahre Berufserfahrung in den letzten 7 Jahren = 2 Punkte
  • Mindestens 2 Jahre Berufserfahrung in den letzten 5 Jahren = 1 Punkt

Als Nachweis gelten Arbeitszeugnisse, Arbeitsverträge oder Sozialversicherungsnachweise. Alle müssen beglaubigt übersetzt sein.

Sprachkenntnisse (maximal 2 Punkte)

  • Deutschkenntnisse mindestens B2 = 2 Punkte
  • Deutschkenntnisse mindestens A2 = 1 Punkt
  • Englischkenntnisse mindestens B2 (wenn kein Deutsch) = 1 Punkt

Akzeptierte Zertifikate sind das Goethe-Zertifikat, telc, TestDaF oder Cambridge Certificate. Du brauchst eine beglaubigte Übersetzung deines Sprachzertifikats, falls es nicht auf Deutsch ausgestellt wurde.

Alter (maximal 1 Punkt)

  • Unter 35 Jahre alt = 1 Punkt

Deutschlandbezug (maximal 1 Punkt)

  • Du warst in den letzten 5 Jahren mindestens 6 Monate in Deutschland (zum Studium, Arbeit, Sprachkurs) = 1 Punkt
  • Dein Ehepartner oder Partner hat eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland = 1 Punkt

Potenzial bei Ehepartnern (maximal 1 Punkt)

  • Dein Ehepartner erfüllt ebenfalls die Voraussetzungen der Chancenkarte = 1 Punkt

Rechenbeispiel

Du hast einen anerkannten Hochschulabschluss (3 Punkte), 3 Jahre Berufserfahrung (1 Punkt), Englischkenntnisse auf B2-Niveau (1 Punkt) und bist 32 Jahre alt (1 Punkt). Das macht zusammen 6 Punkte, und du qualifizierst dich für die Chancenkarte.

Der Antragsprozess: Von der Vorbereitung bis zur Einreise

Schritt 1: Prüfe deine Punkte

Berechne deine Punkte anhand der Kategorien oben. Wenn du mindestens 6 Punkte hast, kannst du weitermachen. Fehlt dir nur ein Punkt, überlege, ob du einen Deutschkurs machen kannst (A2 bringt dir einen Punkt, B2 zwei Punkte) oder zusätzliche Berufserfahrung nachweisen kannst.

Schritt 2: Lass deine Qualifikation anerkennen

Beantrage die Anerkennung deines Abschlusses bei der zuständigen Stelle in Deutschland. Das kann die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) sein oder eine berufsspezifische Kammer wie die IHK für kaufmännische Berufe oder die Ärztekammer für Mediziner. Die Bearbeitung dauert 3-6 Monate, manchmal länger.

Was du dafür brauchst:

Schritt 3: Sammle und übersetze alle Dokumente

Du brauchst deinen Reisepass (gültig für mindestens 12 Monate), den Anerkennungsbescheid deiner Qualifikation, eine beglaubigte Übersetzung deines Diploms, eine beglaubigte Übersetzung deines Sprachnachweises, und falls du Punkte für Berufserfahrung brauchst, beglaubigte Übersetzungen deiner Arbeitszeugnisse. Dazu kommt der Nachweis über deinen Lebensunterhalt (Kontoauszug mit mindestens 12.324 € oder eine Verpflichtungserklärung) und eine Krankenversicherung für Deutschland.

Schritt 4: Termin bei der deutschen Botschaft

Vereinbare einen Termin bei der deutschen Botschaft oder dem Konsulat in deinem Heimatland. Die Wartezeiten variieren stark. In manchen Ländern wartest du mehrere Monate auf einen Termin. Plane deshalb früh genug.

Schritt 5: Visumsantrag einreichen

Bei deinem Termin reichst du alle Dokumente ein. Die Botschaft prüft deine Unterlagen und leitet den Antrag an die Ausländerbehörde in Deutschland weiter. Die Bearbeitung dauert 4-12 Wochen, je nach Land und Behörde. Die Visumsgebühr beträgt 75 €.

Schritt 6: Visum erhalten und einreisen

Sobald dein Visum genehmigt ist, bekommst du deinen Reisepass mit dem Visum zurück. Nach der Einreise meldest du dich innerhalb von 2 Wochen beim Bürgeramt an und vereinbarst einen Termin bei der Ausländerbehörde, um deine Aufenthaltserlaubnis (Chancenkarte) abzuholen.

Schritt 7: Jobsuche in Deutschland

Jetzt hast du 12 Monate Zeit, um einen Job zu finden. Du kannst auf Jobportalen wie StepStone, Indeed oder LinkedIn suchen, zu Vorstellungsgesprächen gehen, probearbeiten (bis zu 2 Wochen pro Arbeitgeber) und Nebenjobs annehmen (bis zu 20 Stunden pro Woche). Sobald du einen Arbeitsvertrag hast, gehst du zur Ausländerbehörde und beantragst die Umwandlung in eine Aufenthaltserlaubnis zur Beschäftigung.

Tipp: Bestell die Übersetzungen frühzeitig. Mit unserem Express-Service hast du das PDF in 24 Stunden, das Original folgt per Post in 3-4 Tagen.

Diese Dokumente musst du übersetzen lassen

Alle ausländischen Dokumente müssen von einem vereidigten Übersetzer ins Deutsche übersetzt werden. Die Ausländerbehörde akzeptiert nur beglaubigte Übersetzungen mit Stempel und Unterschrift.

Diplom oder Abschlusszeugnis

Was: Dein Hochschulabschluss oder Berufsabschluss aus dem Heimatland
Warum: Herzstück deiner Bewerbung. Ohne anerkannte Qualifikation keine Punkte.
Was übersetzt werden muss: Das Abschlusszeugnis selbst, die Notenübersicht (Transcript of Records), Studienbescheinigungen oder Ausbildungsnachweise
Übersetzung nötig Diplom übersetzen lassen

Language certificate

Was: Goethe-Zertifikat, telc, TestDaF (für Deutsch) oder Cambridge Certificate (für Englisch)
Warum: Deutsch B2 bringt dir 2 Punkte, A2 einen Punkt, Englisch B2 einen Punkt
Übersetzung nötig (falls nicht auf Deutsch) Sprachzertifikat übersetzen lassen

Employment references

Was: Arbeitszeugnisse, Arbeitsverträge oder Sozialversicherungsnachweise
Warum: Falls du Punkte für Berufserfahrung sammeln willst
Übersetzung nötig Arbeitszeugnis übersetzen lassen
Achtung: Das Original mit physischem Stempel und handschriftlicher Unterschrift musst du bei der Botschaft vorlegen. Ein PDF allein reicht nicht. Wähle bei der Bestellung "PDF & Original per Post".

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Die rechtliche Grundlage

Die Chancenkarte basiert auf dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG), das am 18. November 2023 vom Bundestag verabschiedet wurde und am 1. Juni 2024 in Kraft trat. Das Gesetz soll den Fachkräftemangel in Deutschland bekämpfen, indem es qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wurde am 23. Juni 2023 verkündet und trat stufenweise in Kraft. Die Regelungen zur Chancenkarte gelten seit dem 1. Juni 2024. Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Zuständige Behörden

  • Deutsche Botschaft oder Konsulat: Hier stellst du den Visumsantrag in deinem Heimatland
  • Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB): Prüft die Gleichwertigkeit deines Hochschulabschlusses
  • Industrie- und Handelskammer (IHK): Für die Anerkennung beruflicher Ausbildungen
  • Ausländerbehörde: Stellt nach der Einreise deine Aufenthaltserlaubnis aus

Häufige Fehler, die zur Ablehnung führen

Unvollständige Unterlagen

Die häufigste Ablehnungsgrund ist, dass Dokumente fehlen oder nicht korrekt übersetzt sind. Die Botschaft hat keine Zeit für Rückfragen. Wenn etwas fehlt, wird dein Antrag abgelehnt.

Keine beglaubigte Übersetzung

Eine einfache Übersetzung vom Bekannten reicht nicht. Deutsche Behörden verlangen Übersetzungen von vereidigten Übersetzern mit Stempel und Unterschrift.

Punkte falsch berechnet

Manche Antragsteller überschätzen ihre Punkte. Prüfe genau, ob dein Abschluss wirklich anerkannt ist und ob deine Berufserfahrung in den geforderten Zeitraum fällt.

Zu wenig Geld auf dem Konto

Du musst nachweisen, dass du mindestens 1.027 € pro Monat zum Leben hast. Für 12 Monate sind das 12.324 €. Ohne diesen Nachweis gibt es kein Visum.

Zu spät angefangen

Die Anerkennung deines Abschlusses dauert Monate. Der Botschaftstermin kann Wochen auf sich warten lassen. Starte mindestens 6 Monate vor deinem geplanten Einreisedatum.

Von vereidigten Übersetzern. Mit Stempel und Unterschrift.

Unsere Übersetzer sind beim deutschen Gericht vereidigt. Jede Übersetzung enthält den Beglaubigungsvermerk, die handschriftliche Unterschrift und den offiziellen Stempel. Wähle beim Bestellen "PDF & Original per Post", denn die Botschaft verlangt das Original.

ISO 17100
Übersetzungsdienstleistungen
ISO 9001
Qualitätsmanagement
ISO 27001
Informationssicherheit

Der Beamte nickt bei:

Deutsche Botschaft
Ausländerbehörde
ZAB (Central Office for Foreign Education)
IHK
Arbeitgeber

Häufige Fragen zur Chancenkarte

Die Blue Card ist eine Aufenthaltserlaubnis für hochqualifizierte Fachkräfte, die bereits einen Arbeitsvertrag mit einem bestimmten Mindestgehalt haben. Die Chancenkarte dagegen ist ein Visum zur Jobsuche. Du brauchst keinen Arbeitsvertrag, sondern suchst erst in Deutschland nach einer Stelle. Sobald du einen Job findest, kannst du von der Chancenkarte zur Blue Card oder einer anderen Aufenthaltserlaubnis wechseln.

Nein, die Chancenkarte kann nicht verlängert werden. Nach 12 Monaten musst du entweder einen Arbeitsvertrag haben und in eine reguläre Aufenthaltserlaubnis wechseln, oder du musst Deutschland verlassen. Plane also genug Zeit für die Jobsuche ein.

Nicht unbedingt. Ein vollständig anerkannter Hochschulabschluss bringt dir 3 Punkte. Aber auch ein Abschluss, der nur im Herkunftsland gilt und in Deutschland nicht anerkannt wird, zählt 1 Punkt. Du kannst also auch mit einer teilweisen Anerkennung genug Punkte für die Chancenkarte sammeln.

Die Anerkennung dauert in der Regel 3-6 Monate, kann aber auch länger dauern. Das hängt von der Komplexität deines Abschlusses und der Auslastung der Anerkennungsstelle ab. Starte deshalb so früh wie möglich. Du brauchst für den Antrag eine beglaubigte Übersetzung deines Diploms.

Für Deutsch werden Zertifikate von Goethe-Institut, telc und TestDaF akzeptiert. Für Englisch gelten Cambridge-Zertifikate (z.B. First Certificate, Advanced), IELTS oder TOEFL. Das Zertifikat muss das Niveau B2 oder höher bestätigen, um 2 Punkte zu bringen. Deutsch auf A2-Niveau bringt immerhin 1 Punkt.

Ja, dein Ehepartner und deine Kinder können ein Visum zum Familiennachzug beantragen. Wenn dein Ehepartner selbst die Voraussetzungen für die Chancenkarte erfüllt, bekommst du sogar einen zusätzlichen Punkt. Dein Partner kann dann ebenfalls eine Chancenkarte beantragen und in Deutschland arbeiten.

Du musst nachweisen, dass du mindestens 1.027 € pro Monat für deinen Lebensunterhalt zur Verfügung hast. Für 12 Monate sind das 12.324 €. Du kannst das entweder durch einen Kontoauszug nachweisen oder durch eine Verpflichtungserklärung einer Person in Deutschland, die für dich bürgt.

Du brauchst eine beglaubigte Übersetzung von einem vereidigten Übersetzer. Das bedeutet: Die Übersetzung muss einen offiziellen Stempel, eine handschriftliche Unterschrift und die Registrierungsnummer des Übersetzers enthalten. Eine einfache Übersetzung ohne Beglaubigung wird von der Botschaft nicht akzeptiert.

Du buchst deinen Termin über die Website der deutschen Botschaft in deinem Land. Die Wartezeiten sind je nach Land sehr unterschiedlich und können von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten reichen. Schau regelmäßig nach freien Terminen und buche so früh wie möglich.

Wenn dein Antrag abgelehnt wird, erhältst du einen schriftlichen Bescheid mit der Begründung. Du kannst dann entweder die fehlenden Unterlagen nachreichen (falls das möglich ist) oder Einspruch einlegen. Meistens liegt es an unvollständigen Dokumenten oder fehlenden Punkten. Prüfe also vorher gründlich, ob du alle Voraussetzungen erfüllst.

Dein erster Schritt zur Chancenkarte

Du weißt jetzt, was du brauchst. Die beglaubigten Übersetzungen deiner Dokumente sind der Grundstein für einen erfolgreichen Antrag. Foto machen, hochladen, fertig. In wenigen Tagen hast du das Original mit Stempel in der Hand.

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